Samstag, 22. Februar 2014

Heute hier morgen dort, bin kaum da muss ich fort.

Mit den Worten des großen deutschen Liedermachers soll es also enden. Schon fühlt sich alles an wie Abschied. Die Fahrt im Sammeltaxi von Kampala nach Entebbe könnte schon die letzte sein. Der Sitz ist kaputt, wird mit einer Metallstange gestützt, damit ich nicht herunterrutsche. Ich werde dieses Improvisationstalent der Uganda vermissen. So wie eigentlich das meiste. Das fantastische Wetter, die Mitbewohner und Kollegen, die Lebensfreude und Gastfreundschaft der Ugander. So fühlte es sich auf jeden Fall an, wenn man in Entebbe in einer Hotellobby sitzt um seinen letzten Blogeintrag in Uganda zu schreiben, bevor man seine Freundin und Freunde von Flughafen abholt um mit ihnen die letzte beiden Wochen in Uganda zu verbringen.
 
Die vergangenen Wochen waren ereignisreich, schön, nervenaufreibend. Begleitet von meiner französischen Mitbewohnerin Tiphaine ging es für einen Kurztrip über die Grenze nach Ruanda in die Hauptstadt Kigali. Ein Land, das Uganda augenscheinlich sehr ähnlich, aber dann doch wieder ganz anders ist. An der Grenze wird jedes Gepäckstück auf Plastiktüten untersucht. Diese sind in Ruanda verboten und werden also rigoros aussortiert. Das Verbot zeigt Wirkung: Kigali ist sauberer als viele europäische Großstädte. Überhaupt: Ordnung, Sauberkeit, Disziplin! In Kigali herrscht eine ruhige und reservierte Atmosphäre. Die Straßen sind breit und intakt. Es herrscht kein Verkehrschaos, an jeder Ampel steht mindestens ein (unbewaffneter) Polizist. Die Bodafahrer nehmen nur einen Fahrgast mit, tragen ausnahmslos einen Helm und sind sogar verpflichtet einen Zweithelm für den Fahrgast bereitzuhalten. 
Krasser Gegensatz zu Kampala: Die Straßen sind sauber und nur spärlich befahren.
Man sollte sich von diesem "Frieden" natürlich nicht täuschen lassen. Handelt es sich doch um eine von oben diktierte Ordnung. Der Arm des Regimes reicht hier deutlich weiter als in Uganda und greift auch deutlich härter durch. Somit herrscht ein schwer beschreibbarer Zustand angespannter Ruhe. Hinzu kommt die jüngste Geschichte des Landes in der der Genozid von 1994 alles überschattet und bis heute in allen Lebensbereichen nachwirkt. Man bekommt ein mulmiges Gefühl, wenn man sich vorstellt, dass sich die Menschen in den Straßen die du gerade durchwanderst vor 20 Jahren zu tausenden wortwörtlich abgeschlachtet haben. Wir besuchten das Genocide Memorial, das einen unerwartet neutralen Blick auf die Geschehnisse wirft und auch das Versagen der internationalen Gemeinschaft zu intervenieren ausführlich thematisiert ("Hotel Ruanda" ist ein sehr empfehlenswerter Film, der die Ereignisse thematisiert). Als wir nach 3 Tagen die Grenze zu Uganda mit frischem Visum überschreiten, kann man sich ein Lachen nicht verkneifen. Auf ugandischer Seite herrscht das gewohnte und lieb gewonnene Chaos, Plastik soweit das Auge reicht und die meisten Leute machen einfach was sie wollen.
No comment.
Ruanda wird auch das "Land der 1.000 Hügel" oder "Afrikanische Schweiz" genannt und wird beiden Namen gerecht. Das ganze Land ist eine wunderschöne Hügellandschaft. Auf der Hinfahrt hatten wir uns für den Nachtbus entschieden, der sich 3 Stunden verspätete. Dementsprechend war von der Landschaft nicht besonders viel zusehen. Dafür jedoch auf der Rückfahrt und, oh Uganda, immer wenn ich denke, dass das doch nun wohl alles gewesen sein muss was du an Schönheit aufzubringen vermagst, biegt der Bus um die nächste Kurve und präsentiert einen neue atemberaubende Landschaft. Der Südwesten des Landes ist, wie Ruanda, eine pittoreske Hügellandschaft, in der Tee und Kaffee angebaut wird.
Reisanbau in den Tälern Ruandas.
Das es nicht viel Sinn hat zu versuchen Menschen durch Zwang zu erziehen, zeigt sich als der Bus (einer ruandischen Busgesellschaft) die Grenze passiert hat. Der Fahrer passt sich unmittelbar den neuen Gegebenheiten an, die Hupe wird zum wichtigsten Werkzeug, die Bremsen werden geschont. Nach 12-stündiger Fahrt erreicht man Kampala und stürzt sich mitten Hinein in Wahnsinn und Chaos. Man fühlt sich gut dabei. 
 
 
Schon eine Woche später brach ich mit meinen Kollegen zu meinem zweiten field trip für Fontes Foundation auf. Wieder fuhren wir gen Westen um den Fortschritt der Wasser- und Bildungsprojekte zu überprüfen. Während der Fokus beim letzten mal auf technischen Aspekten lag, ging es bei diesem trip vor allem darum sich mit den Wasserkomitees zu treffen, die für die Verwaltung und Wartung der Wassersysteme verantwortlich sind. Wie angekündigt und mehrfach beworben, wurden wir hierbei von Sven Kämmerer begleitet, der mit Fontes Foundation ein Filmprojekt realisiert.





 
Ich werde nun die folgenden zwei Wochen mit Reisen verbringen und Abschied nehmen. Ich habe meine 5 1/2 Monate in Uganda unglaublich genossen und mehr Dinge gelernt als ich aufzuzählen im Stande bin. Vor allem dank Denis konnte ich tief in die Ugandische Kultur eintauchen, die so unglaublich bunt, komplex und vielfältig ist.
 
Vielleicht ist es eine gute Idee wenn ich ein kurzes Abschlussresümee in einem allerletzten Blogeintrag nach meiner Rückkehr nach Deutschland schreibe.
 
So wird es geschehen.

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