An dieser Stelle vielleicht ein
kurzer Eintrag, der die letzten Wochen zusammenfasst. Sehr viel ist nicht
passiert. Wir mussten unseren italienischen Mitbewohner und damit auch das
wunderbare italienische Essen verabschieden. Immerhin, wenn wir auch mal beim
Kochen helfen durften hat er uns viel beigebracht. Eine relativ unspektakuläre
Arbeitswoche endete relativ spektakulär, als ich am Freitagabend mit dem Auto
vom Fußballtraining wieder in’s Büro fahren wollte. Die Batterie hatte sich
entladen und der Mechaniker unserer Wahl war nicht in Kampala. Immerhin konnte
er einen seiner Mitarbeiter an das Ende der Stadt lotsen, an dem sich der
Fußballplatz befindet. Dieser kam dann tatsächlich auch in der ugandischen
Rekordzeit von nur einer halben Stunde mit dem Boda und einer Batterie auf dem
Schoß angeknättert.
Auf dem Rückweg durfte ich noch meine partywütige
Kollegin und ihre Freunde von einer Hochzeit abholen und in die Stadt
kutschieren. Natürlich war es mittlerweile stockdunkel. Nun ist ja schon eine
Fahrt bei Tageslicht durch Kampala aufregend genug (by the way: ich muss momentan
unserer Sekretärin als Beifahrer beistehen. Sie hat zwar einen Führerschein,
was hier aber nicht viel bedeutet. Sie ist eine grottenschlechte Autofahrerin
und in der letzten Woche hatten wir innerhalb von 15 min zwei, zum Glück relativ
harmlose, Unfälle…). Bei Nacht durch die verstopften und chaotischen
Straßen zu fahren wird aber endgültig zum Abenteuer.
Am nächsten Tag machte ich
mich auf in die Stadt um einen meiner heißgeliebten und nun schmerzlich vermissten
Kapuzenpullover zu kaufen. Nach dem 10’ten Secondhandshop kam ich mir dann
langsam lächerlich vor. Hatte ich wirklich geglaubt hier einen Pullover finden zu
können? Kein einziger ist mir über den Weg gelaufen. Lediglich T-Shirts und
Hemden. Am Abend war ich bei Denis geladen um mit ihm und Emanuel auf
ugandische Art zu kochen. Anlass war der Denis kürzlicher Umzug in ein, im
Gegensatz zu seiner vorherigen Hütte, deutlich komfortableres Heim. Nun kann er sein
Hab und Gut immerhin auf ca. 14 m² verstauen und hat statt Wellblech ein
richtiges Dach über dem Kopf. Nur Licht gibt es noch nicht, weshalb wir den
Abend im Schein einer Kerze verbrachten. Denis wohnt nahe des Jugendzentrums und damit
am anderen Ende der Stadt. Das Transportmittel der Wahl war wie immer das Boda.
Der Wind weht, die Sonne brennt, der Staub reizt die Augen. Es riecht nach
Abgasen, nach verrottendem Gemüse, nach verbranntem Plastik, Schweiß und Kloake
(insbesondere als wir wieder einmal die Abkürzung durch den Slum nehmen). Das Boda quält sich den steilen Tank Hill hinauf. Als wir oben angekommen sind bietet sich einem eine
wunderschöne Aussicht, die bis zum Lake Victoria und den nahegelegenen Inseln
reicht. Als wir endlich ankommen ist der Boda-Fahrer reichlich verwirrt. In
diesem Teil der Stadt sei er noch nie gewesen. Ob er den Weg zurück
gefunden hat weiß ich nicht. Bei Denis angekommen gehen wir zunächst seine
neue Nachbarschaft begutachten und die Zutaten für unser Abendessen erstehen.
Hier bot sich mir also endlich die Möglichkeit einen Einblick in die
Zubereitung von Matoke, Posho, Gnutsauce und co zu erlangen. Wie einfach wie die Speisen ist auch
ihre Zubereitung. Erhitzt wird das Essen auf einem
kerosinbefeuerten Kocher. Zunächst machen wir und an die Matoke. Sowohl das Gericht als auch die
Kochbananen werden Matoke genannt, was Sinn macht wenn man die Ingredienzien bedenkt. Man koche die geschälten Matoke in einem Liter
Wasser bis sie weich werden und zerstampfe sie mit etwas Salz zu einer
breiartigen Masse, fertig. Gewitzte Köche legen einige Stücke Matoke zur Seite
um sie später lediglich in zwei Hälften zu zerschneiden und anschließend mit
noch mehr Matoke zu servieren. Dann
Posho: Man nehme Maismehl, füge kochendes Wasser hinzu und warte unter
ständigem Rühren bis sich eine breiartige Masse gebildet hat, fertig. Anschließend Groundnut-Sauce
(in der Regel kurz Gnut genannt): Man nehme die bereits zu einem Brei
zerstampfte groundnut-Masse, füge heißes Wasser und eine gewürfelte Zwiebel
hinzu, fertig. Etwas aufwendiger gestaltet sich die Fischsuppe, die später über
Matoke und Posho gegossen wird. Diverses Gemüse wird mit silverfish
(rein äußerlich vergleichbar mit dem heimischen "Stichling") gedünstet und mit Wasser aufgegossen.
Als Beilage wird gedünstetes Gemüse und Mangosalat gereicht. Nicht das ich
missverstanden werde: ich mag die einheimischen Gerichte wirklich
gerne. Man darf zwar keine synapsensprengende Geschmacksexplosion erwarten,
doch die Küche ist bodenständig und sättigt nachhaltig. Denis hantiert
auffallend geschickt mit einem scharfen Messer herum und zerstückelt das Gemüse
in seiner Hand (ein Schneidebrett will er sich von seinem nächsten Gehalt
kaufen). Bevor wie auf Bier umsteigen (Denis trinkt keinen Alkohol, also machen
Emanuel und ich es unter uns aus) wird Kaffee getrunken, der mit
Masala-Gewürzmischung besonders schmackhaft gemacht wird. Praktischerweise
betreibt Denis Zimmernachbarin eine kleine Kneipe, sodass Versorgungsengpässen
vorgebeugt ist. Als ich im Nebenzimmer also zwei "Nile Special" bestelle (das es
durchaus mit deutschem Bier aufnehmen kann) stutze ich, als ich hinter dem
Tresen ein Moskitonetz entdecke. Die Wirtin schläft hinter dem Tresen
auf dem Boden. Nach einem naturgemäß viel zu üppigen Mahl wird gelacht und über Gott und die Welt diskutiert, die
Regierung kritisiert und ich zeige ein paar Fotos aus Deutschland um Denis und
Emanuel einen Einblick in mein Leben daheim zu verschaffen. Auch die Bardame
ist sehr interessiert und wundert sich sehr, dass auf den Fotos so viel Grün zu
sehen ist. In ihrer Vorstellung ist Europa eine einzige Großstadt aus
Wolkenkratzern (vgl. Fritz Lang’s „Metropolis“). Da es sehr spät wird und den
Boda-Fahrern in der Gegend nicht zu trauen ist verbringe ich die Nacht bei
Denis. Er besitzt im Moment kein Moskitonetz, weshalb von ruhigem Schlaf kaum
die Rede sein kann. Insgesamt ein Abend, der mir in sehr guter Erinnerung
bleiben wird. Nach einem ugandischen Frühstück am nächsten Morgen (aufgewärmte Matok) verabschiede ich mich und mache mich auf den Heimweg. Mein
Boda-Fahrer ist gut gelaunt und trägt eine rosafarbene Frauenjacke.
Die Gemüseverkäuferin übernimmt die mühselige Arbeit des Matokeschälens. |
Englischlehrer Emanuel und Daniel in Denis frisch bezogener Einzimmer-Wohnung. |
Der Muzungu wird nicht geschont und muss bei der Zubreitung der Matoke zu Hand gehen. |
Vom oben links nach unten rechts: Silverfish-stew, gebratenes Gemüse, Mangosalat, Gnut-sauce, Posho, Matoke. |
Am vergangenen Sonntag stand dann ein ganz
besonderes Ereignis an:eine totale Sonnenfinsternis, zumindest in einigen
Teilen Ugandas. Von Kampala aus kam das ganze einer kompletten Finsternis
relativ nahe. Das Groß meiner Mitbewohner und ich hatten beschlossen dem
riesigen Strom von Astronomen, Sonnentouristen, Politikern, Brad Pitt’s und
Angelina Jolies’s nicht in das kleine Dorf Pakwatch zu folgen, welches an diesem
Tag wohl so viel Aufmerksam bekam, wie nie zuvor in seiner Geschichte. Astronomen
und Metronomen hatten die Köpfe zusammen gesteckt und waren sich einig, dass
dieses kleine Nest nördlich des Lake Albert der Ort sei, von dem man aus das
Spektakel am allerbesten beobachten könne. Wahrscheinlich haben sie recht
behalten. Trotzdem war es auch für die in Kampala verbliebenen ein schönes und
interessantes Erlebnis. Wir beschlossen uns das ganze vom Baha’i Tempel aus
anzusehen. Baha’i ist eine relativ junge und kleine Religion, die jedoch auf der ganzen
Welt vertreten ist. Auf jedem Kontinent gibt es nur einen Baha’i Tempel und
derjenige für Afrika ist von unserem Haus zufälligerweise in 45 min zu Fuß zu
erreichen (der Bahá'i Tempel für Europa ist in Frankfurt zu finden). Es war mein zweiter Besuch am Tempel, der auf einem der
vielen Hügel der Stadt in einem wunderschönen, großen und friedlichen Park
gelegen ist, was man in Kampala sonst eigentlich nicht findet. Ich hatte den Tempel schon einmal zuvor besucht und mich durch einem Gläubigen ein wenig in die Lehren einführen lassen.
Sicherlich eine der tolerantesten und friedfertigsten Religionen weltweit. Der
interessierte Leser möge sich etwas Halbwissen via Wikipedia aneignen.
Bevor wir uns jedoch auf den Weg machten mussten Maßnahmen gegen eine
potentielle Erblindung getroffen werden. Wir kaperten drei Bodas in das
Stadtzentrum um Schweißerbrillen zu kaufen. Natürlich behaupteten die Fahrer
den gewünschten Zielort zu kennen und natürlich endete die Fahrt an irgendeinem
zentralen Ort des genannten Stadtzentrum, da sie natürlich nicht wirklich Bescheid
wussten. Ugander lieben Diskussionen und wenn sich eine solche andeutet haben
sie keine Hemmungen sich in jedwede fremde Angelegenheit zu mischen um ihre
Meinung kundzutun. Auch in diesem Fall wurde ein Passant auf uns aufmerksam und
beschloss kurzer Hand uns auszuhelfen. Nach wenigen Minuten hielten wir die
Brillen in unseren Händen und nach kurzer Preisverhandlung zogen wir zufrieden
von dannen. Unser freundliche Helfer hat sich für seine Dienste von dem Händler
sicherlich eine kleine Provision auszahlen lassen. Der Rest ist schnell
erzählt: Mit zwei übereinander gelegten Gläserpaaren ließ sich das Spektakel
bestens beobachten und wir genossen einige besondere Augenblicke an einem der
schönsten Orte der Stadt. Was sich schwer mit Worten beschreiben lässt soll in
der Folge durch einige Bilder näher gebracht werden:
Tiphane, Michael (mein Vorgänger wohnt momentan auch hier) und Konja aus Namibia sind bestens ausgerüstet. |
Der Baha'i Tempel Afrikas. |

Interessante Reflexionen spielten sich innerhalb meiner Kamera ab. |
Am kommenden Wochenende werden wir endlich unseren verschobenen Trip in den Murchison Falls National Park nachholen. Ich hoffe mit einigen eindrucksvollen Bildern auftrumpfen zu können.
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