Allgemein lässt sich sagen, dass der Anblick unterschiedlichster Gotteshäuser zum normalen Stadtbild gehört und sich hier keiner an den Rufen des Muezzin, der am Freitag Nachmittag die ganze Stadt überschallt oder sonstigen Glaubensbekundigungen stört. Islam, Christentum, Hinduismus und sogar ein wenig traditionelle Religionen führen hier ein friedliches Miteinander, so wie es sein sollte.
Minarett der National Mosque von dem aus man seinen Blick weit über die Stadt streifen lassen kann. |
Shik Temple, Old Town Kampala |
Ich war davon ausgegangen, dass ich die Moschee natürlich einfach betreten könne, es schien gerade angenehm wenig los zu sein. Schnell wurde ich aber von einer netten Dame zurückgepfiffen, die sich als die Kassiererin vorstellte und auch die Kopftücher für die weiblichen Touristen bereithielt, die diese sich vor Betreten der Moschee anlegen müssen. Anschließend wurde ich Mohammed vorgestellt, der mir und einigen weiteren Leuten (ein älteres Ehepaar, dass im Flugzeug neben mir saß und ihr Sohn)- ohne das ich danach gefragt hätte- eine Führung gab. Zunächst einmal: Schuhe aus! Zu meinem Beschämen muss ich zugeben, dass es sich um meinen erster Besuch in einer Moschee handelte. Es gab also neben einigen bekannten Fakten über den Islam (wie ich feststellen musste erschreckend wenig) sehr viel neues zu lernen. Mohammed wusste mit lustigen Anekdoten zu unterhalten. So zum Beispiel die eines Mannes, der eines Tages in die Moschee kam, als der Prophet Mohammed gerade seine Anhänger belehrte. Der Mann ging schnurrstracks in die nächste Ecke um dort zu urinieren. Mohammeds Anhänger reagierten naturgemäß wütend und wollten den Mann nach draußen bugsieren. Mohammed aber hielt sie zurück und hieß den Mann sein schmutziges Geschäft zu Ende zu bringen. Erst danach machte er den Übeltäter darauf aufmerksam wo er sich hier befinde und welche Regeln man zu befolgen habe. Der Mann war von der Güte des Propheten so sehr beeindruckt, dass er später zum Islam konvertierte. Ich denke der Sinn dieser Geschichte ist offen zur weiteren Interpretation...
Das Hauptgebäude der Moschee, zusammen mit dem großen Vorplatz, scheint zwischen 20.0000 und 30.000 Menschen beherbergen zu können. Zu den Freitagsgebeten sind ca. 3.000 Gläubige anwesend. Es handelt sich also schlicht um eine große Hütte. Interessant war auch Mohammeds Erklärung dafür, dass der Gebetsraum der Frauen (während des Gebetes dürfen sich Frauen und Männer nicht vermischen), der eine Empore in der Moschee darstellt, deutlich kleiner ausfällt als für das andere Geschlecht. Der Grund sei schlicht, dass die Frauen oft profane Entschuldigungen vorschieben würden um das Gebet nicht zu besuchen zu müssen. Hierunter unter anderem die Versorgung der Kinder, eine kranke Tante oder zu viel Hausarbeit. Er gab dann aber doch zu, dass an dem ein oder anderen Punkt wohl etwas dran sei. Den Frauen ist es auch erlaubt, die Gebete zu Hause zu absolvieren, was dann wie ein Moschee-Besuch gezählt wird. Also doch kein Diskriminierungsalarm.
Begonnen wurde der Bau von Diktator Idi Amin, der Uganda von 1971 bis 1979 regierte indem er ein brutales Regime errichtete. Nach seinem gewaltsamen Sturz, ausgelöst durch einen Krieg zwischen Uganda und Tanzania, war kein weiteres Geld für die Fertigstellung der noch längst nicht vollendeten Moschee vorhanden. Ironischerweise war es Herr Gadaffi, der sich bereiterklärte seinen ugandischen Brüdern und Schwestern die Fertigstellung des Gotteshauses zu finanzieren. Hierzu musste die alte Bausubstanz wieder komplett abgerissen und neu errichtet werden. Die Moschee wurde dann meines Wissens erst in den frühen 2000'er Jahren fertiggestellt.
Den Höhepunkt meines Besuches stellte der Aufstieg auf das Minarett dar, von dem man einen grandiosen Ausblick über Kampala genießt. Zum Glück herrschte klare Sicht. Von diesem Punkt aus gut ersichtlich: Kampala ist, gleichsam wie Rom, auf Hügeln erbaut worden. Mittlerweile werden über 21 Hügel und die Täler dazwischen besiedelt. Traditionell spricht man aber von der Stadt auf sieben Hügeln. Ausgangspunkt der Besiedlung war ebenjener Old Kampala Hill, auf dem ich mich befand. Hier wurde durch die ersten britischen Missionare eine Station errichtet. Auf dem Hügel grasten seinerzeit friedlich die Impalas (gewikipediat) woraus schließlich der Name "Kampala" wurde.
Blick auf das durchaus weitläufige Kampala von dem Ort an dem alles begann. |
Hier ließ es sich unser Führer nicht nehmen, noch einige Informationen über die traditionellen Königreiche Ugandas fallen zu lassen. Historisch setzte sich Uganda vor der Kolinialisierung aus zahlreichen Königreichen zusammen. Das mächtigste und einflussreichste dieser Königreiche stellte das Buganda Kingdom dar, das von einem König (kabaka) regiert wurde. Aus "Buganda" machten die Briten schließlich das heutige Wort "Uganda". Das Königreich teilt sich wieder in über 40 verschiedene Stämme auf, von denen jeder ein eigenes heimisches Tier als Wappen besitzt. Es war den Mitgliedern einen Clans nur gestattet Mitglieder anderer Stämme, nicht aber die des eigenen zu heiraten.
Den kabaka gibt es zu repräsentativen Zwecken übrigens auch heute noch, ähnlich unserem Bundespräsidenten, nur dass dieser weniger traditionell und mit weniger Proporz auftritt. Er wohnt in einem großen Palast auf einem der Hügel, den er aus mir entfallenen Gründen nie bewohnt.
Derweil hat meine erste Arbeitswoche begonnen und ich wurde das erste mal (zum Glück in Begleitung) auf die Straße gelassen. Zunächst einmal mit William aus dem Büro quer durch die Stadt. Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen gewesen, da ich mich bisher nur leidlich auskenne. Die Stadt ist sehr unübersichtlich und man muss sich, wie bereits erwähnt, an markanten Punkten, nicht an Straßen orientieren. Über den Linksverkehr und die Automatik habe ich tatsächlich nach wenigen Minuten nicht mehr nachgedacht, insbesondere deshalb weil meine volle Konzentration dem Verkehr gelten musste. Wieder sind die Boda-Bodas das größte Risiko, weil sie in jede kleine Lücke schlüpfen, sodass man immer die Spiegel im Auge haben muss. Generell ist es empfehlenswerter an einer Kreuzung die Hupe zu betätigen anstatt die Bremse, weil der Hintermann dies nicht erwartet und auffahren könnte. Nach einem Wendemanöver in der Innenstadt stand plötzlich ein Typ vor dem Auto und wollte sich nicht zur Seite bewegen, sodass die hinter uns Fahrenden zu Hupen begannen (diesmal tatsächlich aus Verärgerung). Darauf wurde sofort ein Verkehrspolizist auf uns aufmerksam, der uns an den Straßenrand winkte. Die erste Fahrt und gleich negativ aufgefallen! Und das ohne das ich gewusst hätte warum (schließlich hatte der Typ blöd vorm Auto gestanden und gestikuliert). Ich folgte streng den Anweisungen meiner Chefin, blieb erstmal sitzen, stellte mich möglichst dumm und überließ es William, die nun entbrennende Diskussion zu führen. Dabei waren wir doch nur auf der Suche nach einem Parkplatz für unser Riesenauto gewesen. Zum Glück war ich einem weiteren Rat Lucrezias gefolgt und hatte bereits meinen Originalführerschein durch eine Kopie ersetzt, mit der man bei einer Kontrolle auch erst mal über die Runden kommt. Originale werden sehr gerne einbehalten und es muss ein riesen Aufwand betrieben werden um sie wiederzubekommen. Irgendwann bin ich auf Anraten Williams einfach weitergefahren um einen Parkplatz zu suchen. Als ich wieder zu ihm stoß war die Sache längst geklärt.
Auch erwähnenswert ist unser Besuch im Innenministerium Ugandas, wo Fontes seine Lizenz als NGO verlängern muss. Fünf bis sechs Mitarbeiter sitzen in einem Raum, der von oben bis unten auf absurdeste Weise mit Akten zugestellt ist und wühlen sich durch die Formulare. In diesem Fall wird wirklich noch alles in Papierform aufbewahrt. Ein Funken und alle Organisationen müssten dass Land verlassen...
Auf meiner zweiten Fahrstunde wurde ich von Lucrezia begleitet, die ich nach Hause fuhr. Sie wollte mir gleichzeitig den Weg zum Potentiam Youth Development Centre zeigen, in dem ich einen bedeutenden Teil meiner Zeit als Praktikant verbringen werde. Sie wohnt gleich um die Ecke. Ich hoffe ich kann zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal detailliert über das Jugendbildungszentrum in Wort und Schrift berichten.
Zurück ging es auf einem Boda-Boda. Der Fahrer nahm viele Abkürzungen, einmal über einen steilen Pfad, die mitten durch einen Slum verlief. Nur etwas schneller und wir wären von einer Fontäne Schmutzwasser, die aus einer der Hütten geschleudert wurde, getroffen worden. Insgesamt kein schöner Anblick. Tatsächlich nur zusammengezimmerte Wellblechhütten, Kloaken in denen nackte Kinder spielen und viel Müll. Kurz darauf wieder "normale" Wohngegend. Wie gesagt: Arm und reich liegen hier sehr dicht beieinander.
Ich hoffe ich kann beim nächsten mal etwas mehr über meine Arbeit bei Fontes Foundation Uganda und etwas über die Organisation an sich berichten.
Traditionelle afrikanische Tänzerinnen. Es wird ausschließlich der Po bewegt. Ich Vordergrund: Daniel |